Spätestens als der Zeremonienmeister Anton S. 14 zufällig Auserwählte aus dem Publikum zum Vortrag von Shakespeares berühmten Monolog motivieren konnte, wurde klar: das ist ein gleichsam unterhaltsamer wie berührender Abend kurz vor den Winterferien. Unbekümmerte Schülerinnen, Eltern sogar aus Shakespeare‘s own country, ambitionierte Lehrkräfte (R.K.!) meisterten den Text und bewiesen, welche Freude die Beschäftigung mit dem Barden auslösen kann.
Spätestens als Dorsa, Hermann und Carlo ein zartes Scarborough Fair in die nüchternen, aber dank Tommy dekorativ ausgeleuchteten Vorräume hauchten und Gänsehaut im Publikum erzeugten, wurde die Schönheit der Renaissance-Musik erlebbar.
Spätestens als Lady Macbeth (Marec) ihren zaudernden Ehemann (Ilja) zurechtwies: We fail? – und das Blut bei den Zuhörerinnen und Zuhörern gefrieren ließ, oder als Lady Anne (Kim) vor King Richard, dem Mörder ihres Mannes (Max K.) sprichwörtlich die Waffen streckte, konnten wir nachempfinden, wie der große englische Dichter Konflikte und tiefste Gefühle für alle Zeiten in Verse gegossen hat.
Ob es die ätherisch flirrenden Melodien des Chores (unter der Leitung von Romy Schweder und Begleitung von Andreas Ismayr) oder ob es die kreativ gestalteten Szenen aus Macbeth, Richard III, Romeo and Juliet und Midsummer Night’s Dream waren; die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 11 und 12 zeigten, welche Talente und darstellerische Souveränität in ihnen steckt.
Kein Auge blieb trocken, als der werbende Romeo (Emma) die verliebte Juliet (Matthis) mit Worten verzückte und Orangen als Liebesbeweis getauscht wurden: What is in a name?
Selbst die künstlerisch innovativ gestalteten Videos aus den Leistungskursen 12 (angeregt von Kathrin Schwandtke und Wieland Petermann) beeindruckten durch ihre Intensität.
Alles in Allem ein wunderbarer, von Engagement gezeichneter Abend: angekündigt von Paula R.‘s Poster, umrahmt vom Theo-und-Nikias-Catering, mit Make-Up-Unterstützung von Jana Peupelmann, charmant zusammengebunden vom Entertainer (siehe oben), der nur auf diese Chance gewartet zu haben schien und sich damit für weitere Anlässe empfahl.
Die Frage, ob Shakespeare für unsere Englischlernenden zu schwierig sei, löste sich an diesem Abend in beglückender Weise auf. Fair and foul and foul and fair: Lara, Veronika und Lilly zerlegten des Lebens Dialektik in ihrem Hexenauftritt. The winter of our discontent: Amalia und Moritz entlarvten die irren Phantasien des Autokraten Richard.
Schülerinnen und Schüler aus dem Abiturjahrgang 2023 zeigten, dass sie aus den Texten eigene Sichten auf elementare Daseinsfragen wie auch auf ganz persönliche Gefühle entwickeln und einem Publikum auf begeisternde Weise in der Sprache Shakespeares vorstellen können.
Zum Schluss gab es einen lebensbejahenden Kanon für alle, Applaus und Rosen for the players.
Well done, everyone.
Text: Wieland Petermann